Die Siedlung Praunheim ist eines der zentralen Beispiele für den sozialen Wohnungsbau der 1920er Jahre in Frankfurt am Main. Sie wurde im Rahmen des sogenannten „Neuen Frankfurt“-Programms unter der Leitung von Ernst May errichtet, dessen Ziel es war, bezahlbaren, gesunden und modernen Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen.
Die Veranstaltung
Direkt am Flusslauf der Nidda gelegen, zeigt sich hier das Leitmotiv „Licht, Luft und Sonne“ in besonders anschaulicher Weise: aufgelockerte Bauweise, großzügige Grünflächen zwischen den Häuserzeilen sowie eine klare Ausrichtung der Gebäude zur optimalen Belichtung und Belüftung prägen das Bild der Anlage.
Die Siedlung war in mehrfacher Hinsicht ein Experimentierfeld. Erstmals wurde hier in Frankfurt mit dem industriellen „Bauen auf Platte“ gearbeitet, das eine schnelle, kostengünstige und standardisierte Errichtung von Wohnhäusern ermöglichte. Ebenso erprobt wurde das Konzept der Laubenganghäuser, die über offene, vorgelagerte Erschließungsgänge Zugang zu den Wohnungen boten und zugleich als halböffentlicher Raum soziale Kontakte zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern erleichterten. Mit dieser Architektur verband sich ein neuartiges Verständnis von Wohnen, das sowohl Funktionalität als auch Gemeinschaftsgefühl fördern sollte.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die gestalterische Zurückhaltung: klare Formen, helle Fassaden und eine einheitliche Gestaltung prägen das Siedlungsbild, das bis heute in seiner Geschlossenheit überzeugt. Durchgrünte Innenhöfe, Gärten und Freiflächen ergänzten die Wohnungen, die trotz ihrer kompakten Größe einen hohen Wohnkomfort boten.
Zum Abschluss einer Besichtigungstour durch die Siedlung bietet sich die Möglichkeit, ein vorbildlich saniertes Siedlungshaus von innen zu erleben. Dabei wird sichtbar, wie die Ideen des „Neuen Frankfurt“ in der heutigen Zeit weiterleben: historische Substanz bleibt erhalten, während moderne Standards und zeitgemäße Wohnqualität integriert werden. So wird die Siedlung Praunheim nicht nur als historisches Denkmal, sondern auch als lebendiger Wohnort erfahrbar.
Infos
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Treffpunkt: 15 Minuten vor Führungsbeginn an der „Heerstraße“ / Endhaltestelle U7
Rollstuhl- und/oder Kinderwagengerecht: Nein
Mindestalter: keine Altersbegrenzung