Jeder hat schon mal von der Familie Rothschild gehört. Eine jüdische Familie, die man heutzutage mit Familienzweigen in Großbritannien und Frankreich in Verbindung bringt. Meist kommen einem Themen wie weltweites Networking (notwendig), Bankenwirtschaft (erfolgreich), guter Wein (natürlich aus Frankreich) und antisemitischen Klischees (Weltverschwörungstheorien) in den Sinn.
Die Veranstaltung
Die jüdische Familie Rothschild, später mit dem Habsburger Adelsprädikat „von“ versehen, stammt aus der schönsten Stadt am Main: Frankfurt. Sie ist ein „typisches Kind“ ihrer Zeit. Durch Grabsteine und Dokumente schon im späten Mittelalter greifbar, erscheint sie im 18. Jahrhundert das erste Mal auf der Bühne der modernen Welt. Zumindest mal einer, die es werden will und daran hat die Familie Rothschild auch ihren Anteil.
Begonnen hat es auf engstem Raum in der Frankfurter Judengasse, dem engen, elenden Ghetto von Frankfurt, welches sich am östlichen Rande der Altstadt an der alten Staufenmauer knapp 400 Meter in Richtung heutiger Battonnstraße ersteckte. Als Juden durften die Rothschilds keinen Berufen nachgehen, die den Christen vorenthalten waren, wie Handwerkern, Fleischern oder Beamten. Sie waren aus der christlichen Welt völlig ausgeschlossen und mussten Berufe ergreifen, die moralisch verschrienen waren: Der Beruf des Geldwechslers und Kreditverleihers, welches unter Christen extrem anrüchig und amoralisch waren. Bestimmte Waren wie Antiquitäten, Bücher und Lumpen durften gehandelt werden.
Genau in diesem Betätigungsfeld erarbeitete sich der Stammvater der Rothschildfamilie Mayer Amschel Rothschild einen herausragenden Ruf. Mayer Amschel und seine Frau Gutle Schnapper sollen insgesamt 20 Kinder zeugen, von denen die fünf berühmten Söhne, später einmal „die berühmten fünf Frankfurter“ genannt werden. Sie werden in ganz Europa Zweigstellen des Bankhauses Rothschild gründen, Geldgeber von Päpsten und Königen werden, an den Börsen der Welt erfolgreich handeln, und den einen oder anderen berühmten Wein produzieren.
Die Rothschilds sind aber auch immer Kinder ihrer Zeit gewesen. Durch gesellschaftliche Zwänge und Ausschluss immer wieder daran gehindert, in der Mitte der Gesellschaft anzukommen. Die Enge des Ghettos zu überwinden hat viele Jahrzehnte gedauert. Am Anfang war das Bankhaus Rothschild im Haus zum Grünen Schild so klein, dass Bankkunden durch das Schlafzimmer von Mayer Amschel und Gutle durchqueren mussten, um finanzielle Geschäfte zu tätigen. Gutle, die Stammmutter, die ihren Mann um gute 35 Jahre überlebte, weigerte sich in späteren Jahren auch trotz des enormen finanziellen Erfolges ihrer Söhne, das Haus an der heutigen Konstabler Wache zu verlassen. Überbleibsel der Familie Rothschild ist heute zum Beispiel der Luisenhof in Bornheim oder der Rothschildpark.
Begeben Sie sich auf eine spannende Spurensuche einer der berühmtesten Frankfurter Familien durch die Altstadt. Sascha Ruehlow bettet die Familiengeschichte immer wieder in den Kontext ihrer Zeit ein.
Sonstiges: Männer bitte mit Kopfbedeckung wie Mütze, Hut oder Kippa kommen.
Infos
Dauer: ca. 1,5 Stunde
Treffpunkt: 15 Minuten vor Führungsbeginn am Museum Judengasse, Battonnstraße 47, Frankfurt am Main
Endpunkt: Paulsplatz, Frankfurt am Main
Rollstuhl- und/oder Kinderwagengerecht: Nein
Mindestalter: keine Altersbegrenzung